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Vegetationsdynamik - Degradation
& Regeneration ...
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Degradation
des Tropischen Regenwaldes |
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Wie
aus Anmerkungen in bisherigen Kapiteln hervorgeht, unterliegt der Immergrüne Tropische Regenwald
einem zunehmenden Bewirtschaftungsdruck. Durch Abholzung
und Brandrodung sowie Fragmentierung
als Folge landwirtschaftlicher
Nutzung findet eine schnelle
Reduzierung dieser tropischen Waldformationen statt.
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Weltweit
sind über die Hälfte aller Tropischen Regenwälder bereits degradiert. |
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In
W-Afrika ist der "Ausverkauf" der küstennahen Regenwälder nahezu abgeschlossen. Die
Waldflächen der Elfenbeinküste und Nigerias sind auf etwa 10% ihrer ursprünglichen Fläche
geschrumpft. |
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"Jahr
für Jahr geht tropischer Regenwald von der dreifachen Fläche Bayerns [d.h.
3x > 70.000 km²] verloren [*1].
Besonders rasant ist die Waldvernichtung in Süd- und Mittelamerika, Westafrika und grossen Teilen Süd-
und Südostasiens vorangeschritten. Relativ unberührt sind demgegenüber noch die riesigen
Regenwälder Zentralafrikas, wenngleich auch dort in den zugänglichen Randzonen der Holz-Raubbau
bereits seine Spuren hinterlässt." (Peter Körner im Spektrum der Wissenschaft,
1995, S. 124, in einer Rezension des Sammelbandes "Der zentralafrikanische Regenwald. Ökologie,
Geschichte, Gesellschaft, Wirtschaft" (1993) von Michael
Bollig und Doris Bünnagel, Hrsg.).
*1:
Flächenangaben
zum noch vorhandenen und jährlichen Verlust des Tropischen Regenwaldes variieren in der Literatur erheblich.
Der von Myers (1993, zit. von Schultz 2000, S. 493) genannte jährliche
Verlust von 150.000 km² (= 2% der noch exitierenden Regenwälder) ist die am häufigsten genannte
Zahl. Angaben zum noch vorhandenen Tropischen Regenwald liegen zwischen 7.5 Millionen km² und 6.5 Millionen
km². Basierend auf Angaben des Global
Forest Resources Assessment 2000 der FAO
[date of access: 16.09.05] beträgt die
potentielle globale Gesamtfläche der Tropischen Regenwälder 14.68 Millionen km², wovon jedoch
bereits über 50% mittlerweile zerstört sind (siehe oben!).
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Die
Ursachen des zunehmenden Bewirtschaftungsdruckes
mit der Folge der Degradierung der Tropischen Regenwälder sind vielfältig. Eine wesentliche
Rolle spielen Armut und u.a. wirtschaftliche
Entwicklungen vieler tropischer Länder. Hohe Auslandsverschuldungen
und vorgeschlagene bzw. aufgebürdete
Strukturanpassungsmassnahmen von Weltbank und IWF zur Erwirtschaftung von Devisen haben z.B. oft dazu
geführt, die ureigenen natürlichen Ressourcen der Tropischen Regenwälder zu plündern.
Hinzu kommen Profitsucht internationaler
Konzerne und der rasant steigende
Konsum von Holzprodukten, neuerdings besonders SO-Asiens. |
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Der
Politologe Peter Körner im SdW 1995 (siehe oben!): "An der raubbauartigen
holzwirtschaftlichen 'Inwertsetzung' des Tropenwaldes sind seit der Kolonialzeit bis heute deutsche Unternehmen
wesentlich beteiligt, darunter die Karl Danzer Furnierwerke in Zaire." |
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Auf
bereits realisierte und mögliche nachhaltige Bewirtschaftschaftungsformen des Tropischen Regenwaldes
wurde bereits eingegangen.  |
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Vgl. Sie dazu die Anmerkungen zur Vereinbarkeit
von Ökologie und Ökonomie |
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Regeneration
des Tropischen Regenwaldes |
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Beispiel für die Regeneration
eines im 18. und 19. Jahrhundert zerstörten Regenwaldes in Australien (Pumby Brush am Webbers Creek, Australien,
NSW - Tocal Homestead Complex, 2 Std. nördlich von Sydney). Angenommene Vegetationsentwicklung nach Unterschutzstellung
in den 90er Jahren. |
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Source: Pumby Brush rainforest,
CB Alexander Agricultural College,
Tocal (Australia, NSW) (Abb. verändert)
[date of access:
29.10.05] |
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Ausgangsbedingungen
bestimmen die Regenerationsfähigkeit und -dauer: |
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Generell ist zu unterscheiden zwischen
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A) grossflächig entwaldeten Landschaften
der Immerfeuchten Tropen, in denen die Böden bereits stark verarmt, ausgetrocknet, verschlämmt und häufig
degradiert sind und
-
B) mosaikartigen Öffnungen
des Immerfeuchten Tropischen Regenwaldes, in deren unmittelbarer Nachbarschaft das Artenspektrum des primären
Regenwaldes noch vorhanden ist sowie
-
C) Landschaften mit mosaikartig
vorhandenen Regenwaldresten, z.B. in unzugänglichen Tälern, häufig in Landschaften mit
hoher Reliefenergie.
 A:
Die Wiederbewaldung durch natürliche Sukzession in grossflächig entwaldeten
Landschaften über eine lange Kette von Sukzessionsstadien mit Sekundärwäldern hin zu
einem mehrstöckigen Tropischen Regenwald kann vermutlich mehrere Jahrhunderte in Anspruch nehmen. Dies wird
auch vor dem Hintergrund verständlich, dass natürliche Feuer in diesen Vegetationen ebenso häufig
auftreten wie in den Savannen der Sommerfeuchten Tropen. Vor dem Hintergrund einer vieltausedjährigen Vegetationsgeschichte
ist davon auszugehen, dass selbst als irreversibel geschädigte Flächen nach geraumer Zeit wieder jene
Biodiversität aufweisen werden, die heute für Immergrüne Tropische Regenwälder so charakteristisch
ist.
Abb. rechts: Grossflächig
entwaldete Landschaften mit extremen Erosionen und mosaikartigen Resten des Tropischen Regenwaldes in Madagaskar.
Wegen der übermässig ansteigenden Bevölkerung
und der notwendigen Nahrungsmittelproduktion sind jedoch Landschaften, die grossflächig jeder Nutzung
entzogen werden undenkbar. Daher sind auch hier kleinflächige, gartenbauartige landwirtschaftliche Nutzungen
mit extensiver Bewirtschaftung einzuführen. Dazu können z.B. lokale Aufforstungsmassnahmen, die stark
geregelte Weidewirtschaft und der Feldbau mit bodenerhaltenden Massnahmen Anwendung finden. Auch können agroforstliche,
silvo-pastorale oder agro-silvo-pastorale Nutzungssysteme implementiert werden. Dazu sind standortgerechte Arten
einzusetzen.
Jegliche grossflächige agro-industrielle Nutzung wird
den besonderen thermo-hygrischen Bedingungen dieser Klimazone mit ihren hoch fragilen Böden nicht gerecht
(Weischet. & Caviedes 1993).
B:
Auch wenn mosaikartige Öffnungen des Tropischen Regenwaldes bereits zu
einer Erhöhung der Waldbrandgefahr führen und auch zu einer erheblichen Störung von Nahrungsketten,
so stellen sie doch im Hinblick auf die Nutzung die sinnvollste Möglichkeit für Agro-Forestry
dar.
Wie bereits erwähnt, sind Immerfeuchte Tropische Regenwälder
keinesfalls homogen, sondern mosaikartig von Bestandeslücken durchsetzt. Pionierphasen, Aufbau- und Reifephasen
mit mosaikartigen Öffnungen gehören zur Dynamik in Primärwäldern (Gap-Phase-Dynamik).
"Bis zur endgültigen Wiederherstellung des Waldes vergeht aber trotzdem sehr viel mehr Zeit als bei
der Schliessung der Kronenlücke an der Umsturzstelle [grosser Bäume]" (Schultz
2000: 511).
C:
Landschaften mit mosaikartig vorhandenen Regenwaldresten bieten die günstigsten
Möglichkeiten für die Wiederausbreitung des Regenwaldes. Oft sind in den inselartig übrig gebliebenen
Waldresten (wenn sie denn nicht zu klein sind) all jene Arten präsent, die auch zum Bestand der ursprünglichen
Primärwälder gehören. Bezüglich Landwirtschaft gilt das Gleiche wie unter A) genannt.
Wiederaufforstungen mit dem Ziel der Entwicklung netzartiger
Strukturen zur Verbindung der insel- und mosaikartig vorhandenen Waldreste sind hier zu realisieren, um den Artenaustausch
über Struktur- und Funktionseinheiten zu ermöglichen.
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Mögliche Massnahmen zur
Unterstützung der Regenwald-Regeneration: |
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Beendigung aller Pläne zur Zertifizierung von Tropenholz
aus Primärwäldern
-
Kompletter Boykott von Holz aus Primärwäldern in
Europa und Nordamerika
-
Unterstützung von Initiativen für fairen Handel lokaler
Gemeinden mit anderen Waldprodukten
-
Wenn es sich nicht vermeiden lässt, in Sekundärwäldern
erzeugtes Holz kaufen
-
Die verstärkte Kontrolle des illegalen Holzeinschlags
und eine Verschärfung der Gesetze politisch einfordern
-
Anstatt in Holz in andere Waldprodukte investieren, die echte
wirtschaftliche Alternativen für die traditionelle Bevölkerung darstellen
-
In Wiederaufforstungsmassnahmen von entwaldeten Gebiete investieren
(aus: Rettet den Regenwald e.V., Hamburg, 2004)
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Literatur
zum Thema: |
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Vareschi, V. (1980) Vegetationsökologie der Tropen.-
Ulmer, Stuttgart, 293 S..
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Whitmore, T.C. (1990, 1993) An introduction to tropical
rainforests of the Far East.- Clarendon Press, Oxford, 226.pp. (dt. Übersetzung: Tropische Regenwälder:
Eine Einführung.- Spektrum Akad. Verlag, 275 S.)
-
Dann, G. & Th. Greenaway (1995) Regenwald - Eine
Reise in den artenreichsten Lebensraum der Erde - die tropischen Wälder Mittel- und Südamerikas, Afrikas,
Asiens und Australiens.- Gerstenberg-Verlag, Hildesheim. ISBN 3-8067-4460-2 64 S., 12,90 € (kurze
populärwissenschaftliche Einführung zur Pflanzen- und Tierwelt)
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Hyperlinks
zum Thema: [date
of access: 29.10.05] |
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